Interview mit dem Hauptdarsteller Jäger van Boxen
Heidelberg/Köln (ErB). Kaum eine andere deutsche Polizeiserie ist so
bekannt, hat so viele Zuschauer und steht im Beliebtheitsgrad so hoch im Kurs
wie die Endemol Entertainment Produktion ”Die Wache”, die wöchentlich bei RTL
über den Bildschirm flimmert.
Unser freier Mitarbeiter,
Ernst Beyermann, hatte während der Dreharbeiten in Köln zur 200. Folge die
Möglichkeit, den langjährigen Hauptdarsteller Jäger van Boxen der
RTL-Polizeiserie, ein kurzes Interview abzugewinnen.
Ernst Beyermann (ErB): Herr Jäger van Boxen, als Dienstgruppenleiter PHK
Ulf Schelling sind Sie schon lange Jahre bei der Serie ”Die Wache”. Heute
laufen hier die Dreharbeiten für die 200. Folge der beliebten TV-Serie ”Die
Wache” an. Wenn Sie zurückblicken, welche positiven Erinnerungen sind Ihnen bei
den 199 Folgen haften geblieben?
Bernd Jäger van Boxen (BJVB): Es ist jetzt fast auf den Tag neun Jahre her. Am 22.
Oktober 1992 hatten wir begonnen, die erste Folge von ”Die Wache” zu drehen.
Wenn ich mich so zurückerinnere, war das Schöne daran, dass es oft Zeiten gab,
dass hier ein intaktes Team zusammengearbeitet hat. Sicherlich war es nicht
immer ganz einfach, eine homogene Mannschaft zusammenzuschweißen. Aber die
Zuschauer haben es mit hohen Einschaltquoten honoriert. Das war auch die
Voraussetzung dafür, dass man Spaß an der Arbeit hatte und gerne zum Drehort
fuhr. Einfach gesagt: Wir haben miteinander funktioniert. Das Interessante für
mich ist, dass ich als einziger Schauspieler vom alten Drehteam noch dabei bin.
Ein weiterer Pluspunkt war, dass die Serie ”Die Wache” mit guten Drehbüchern
gesegnet ist. Stellenweise waren richtig gehende Aktionszenen zu sehen. Heute
gehen wir wieder in den zwischenmenschlichen Bereich hinein und drehen vermehrt
auf der Wache das Alltagsleben in einem deutschen Polizeirevier, so wie es sich
vielleicht auch in der Realität darstellt. Und so ganz nebenbei, haben wir bei
der Polizei auch gute Berater, die uns mit Rat und Tat zur Seite stehen. So hat
sich innerhalb der neun Jahre hier vieles getan. Es gab viel Schönes. Es würde
aber auch nicht der Wahrheit entsprechen, wenn ich jetzt sage, dass wir
ausschließlich gute Zeiten hatten. Es gab aber auch schlechte Tage!
ErB: Wie
sieht Ihr täglicher Arbeitsablauf hier auf dem Drehgelände in Köln aus? Was
können Sie unseren Lesern dazu sagen, Herr Jäger van Boxen?
BJVB: Es
ist so, dass wir meistens eine Staffel im Jahr abdrehen. Das sind 26 Folgen.
Wir haben festgelegte Zeiten, in denen wir drehen. Die Hauptdrehzeit ist bis in
den August hinein. Dann folgen sechs Wochen Pause und dann wird bis in den
Dezember weitergedreht. Ein hoher Anteil an Drehphasen, spielt sich im März und
Juli ab. Die Hauptarbeitszeit liegt aber ohne Zweifel im Spätsommer und Herbst.
In der Zwischenzeiten werden die Drehbücher geschrieben. So liegen meist sechs
bis acht Drehbücher vor.
Ein ganz normaler Drehtag fängt hier in der Regel um 08.00 Uhr
an. So etwa 30 Minuten werden für Maske und Kostüme benötigt. Ab 08.30 Uhr ist
dann die erste Stellprobe, dass Licht wird eingerichtet und die Kameraproben
laufen an. Da wir noch auf 16 mm Film drehen und nicht auf Video, wird
praktisch für jedes Bild eine spezielle Einstellung mit Licht geprobt, während
das bei Video-Produktionen bereits
stimmen muss. Na ja und um 09.00 Uhr ist dann der eigentliche Drehbeginn. Dabei
hängt es entscheidend davon ab, ob man jetzt bei allen Kameraeinstellungen im
Bild sein muss. Da kann es schon vorkommen, dass man längere Wartezeiten
zwischen den einzelnen Drehabläufen in Kauf nehmen muss. Man kann durchaus
sagen, dass 80% meines Berufes aus warten besteht. Zugegeben, dass ist mit
Sicherheit nicht jeder Mannes Sache. Es ist oftmals schon schwer, auf einen
ganzen Tag bezogen, weil unsere Arbeit selten nach acht Stunden endet! Es können
schon Mal zehn, elf oder gar 12 Stunden werden. Bei schwierigen Motiven oder
Einstellungen, die dann auch noch am selben Tag abgedreht werden müssen, können
es auch bis zu 14 Stunden am Stück werden.
ErB: Wie
sieht es mit Dreharbeiten in den späten Nachstunden aus, Herr van Boxen? Kommen
die häufig vor?
BJVB: Nun,
dass kommt nicht so häufig vor. Aber in der letzten Woche hatte ich am
Donnerstag und Freitag zwei Nachtdrehs. Das ist auch so eine Sache. Da wird man
dann so ziemlich aus dem Arbeitsrhythmus geworfen, weil man dann erst Morgens
um 05.00 Uhr oder 06.00 Uhr zu Hause ist. Und der nächste Drehbeginn am selben
Tag beginnt dann oft um 13.00 Uhr, dass ist dann schon eine ganz schöne
Rhythmusverschiebung. Dies ist aber leider dann notwendig, wenn man zum
Beispiel bei Dunkelheit die Aussenaufnahmen abdrehen muss.
ErB:
Wie gestaltet sich die Zukunft bei der TV-Serie ”Die Wache” für Sie? Wie viele
Folgen sind noch geplant? Können Sie uns dazu etwas sagen, ohne vertrauliche
Pläne von Endemol Entertainment zu verraten!
BJVB: Also
der jetzige Stand ist der, dass wir mit fast 100%iger Sicherheit weiter
produzieren werden. Wir haben jetzt vier von insgesamt 16 Folgen abgedreht. Die
Entscheidung ob es weitergeht, wenn diese Staffel abgedreht ist, hängt
natürlich vom Auftraggeber ab, dass heißt von RTL. Und RTL orientiert sich sehr
an den Einschaltquoten. Wenn die stimmen, dann sollte an einer weiteren
Produktion über das Jahr 2002 hinweg nichts mehr im Wege stehen!
ErB: Herr
Jäger van Boxen, wenn nächstes Jahr dennoch die letzte Folge von ”Die Wache”
abgedreht ist, was wäre dann Ihr weiteres berufliches Interessse? In welche
Richtung möchten Sie dann weiter schauspielerisch tätig werden?
BJVB:
Also, wenn ich ganz ehrlich bin, muss es im Anschluss nun nicht unbedingt
wieder eine Polizeiserie sein. Ich hätte dann danach fast zehn Jahre lang diese
Uniform getragen und dann wäre es für mich sehr schön, etwas anderes zu machen!
Es muss auch nicht unbedingt wieder eine Serie sein, egal welches Thema dabei
abgehandelt wird, weil, wenn ich mich darauf wieder einlasse, mir kaum noch
Zeit bleibt für etwas anders. Zum einem reicht dann die Kraft nicht mehr aus,
grossartig noch etwas nebenher zu drehen. Zum anderen hat man zwangsläufig
erhebliche Terminprobleme. Theater könnte ich mir auch wieder gut vorstellen,
weil mein Herz doch sehr an der Bühne hängt. Hier habe ich meine Berufskarriere
gestartet und bin damit gross geworden. Muss aber gleichzeitig anfügen, dass es
ein reiner Zufall war, dass ich hier in diese Serie reingerutscht bin. Der
damalige Regisseur der Wache stellte ein Schauspielerteam zusammen. Wir kannten
uns noch gut aus den Theatertagen. Na ja, und so kam es dann, dass ich jetzt
seit neun Jahren bei RTL für ”Die Wache” als Seriendarsteller tätig bin. Heute,
wie ich schon erwähnt habe, bin ich der einzige von der Ursprungsbesetzung, und
der Regisseur ist auch schon lange nicht mehr hier.
Nun, um Ihre eigentlich Frage zu beantworten. Also Fernsehfilme
könnte ich mir gut vorstellen. Theater! Ja durchaus, da mein Herz, wie schon
gesagt, sehr am Theater hängt. Ich denke, man wird sehen, was die Zeit so mit
sich bringt. Für die Zukunft würde ich mir schon wünschen, weiterhin stark
geprägte Charakterrollen zu drehen. Zum anderen muss klar gesagt werden, dass
die Landschaft im Filmgeschäft immer mehr von Brutalität geprägt wird. Und das
nimmt immer noch mehr zu. Leider bleibt das, wie wir wissen, nicht ohne
Wirkung. Aber etwas wie ”Die Wache”, wo zwar auch geschossen wird und
zwangsläufig Verbrecher gejagt werden, hebt sich doch deutlich von den
allgemeinen Polizei-Serien anderer Sender ab.
Also, wie schon gesagt, die Zukunft wird es zeigen, wie es
beruflich mit mir weitergeht. Konkrete Angebote und Pläne habe ich noch nicht!
ErB: Herr
Jäger van Boxen wir wünschen Ihnen für die weitere berufliche Zukunft alles
Gute und freuen uns schon auf Sie in einer der nächsten Serien in ”Die Wache”!